Herbstforum 2017

| Filharmonie Filderstadt

Das Herbstforum 2017 der
Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart

Autos: unverzichtbar, aber gerne auch effizienter und schadstoffärmer

Brauchen wir noch Autos?
Klar, sagt Obermeister Torsten Treiber beim Herbstforum der Kraftfahrzeuginnung von 400 Gästen in der Filharmonie in Filderstadt, und stellt die rund zwei Millionen potenziellen Pkw-Nutzer, die in der Region leben, den hier vorhandenen 1,61 Millionen Pkw gegenüber. „Das sagt alles.“
Brauchen wir Elektroautos?
Klar, sagt Norbert Haug, Formel-1-Legende und Autoexperte in der Talkrunde. Wenn’s in ein paar Minuten aufgeladen ist und „1000 Kilometer weit kommt, bin ich der erste, der das nutzt.“
Braucht’s dann noch Diesel und Verbrenner?
Klar, sagt Katrin Schütz, Staatssekretärin im baden-württembergischen Wirtschaftsministerium, Festrednerin des Abends und Talkgast: „Es wäre töricht, jetzt den Verbrenner zu verbieten.“ Erstens, weil seine Potenziale längst nicht ausgeschöpft seien und zweitens, weil „der revolutionäre Prozess“ finanziert werden muss. „Das Auto wird gerade zum zweiten Mal erfunden“. Und der Diesel sei technisch noch lange nicht am Ende. Doch warum beherrschen dann Dieselgegner, Autoverächter und Fahrverbotsdiskussionen die Schlagzeilen? „Wir müssen lauter werden“, sagt Christian Reher, Geschäftsführer der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart, die Katrin Schütz zuvor ob Größe und Engagement als „Herzkammer des Kraftfahrzeuggewerbes in Baden-Württemberg“ bezeichnet hatte.
Was natürlich nur nutzt, wenn es eine Botschaft gibt, die auch gedruckt und gesendet wird. „Wir müssen mit den Autos von heute das Geld verdienen, um uns die Zukunft leisten zu können“, sagt Norbert Haug. Mit sauberen und effizienten Autos natürlich, das hat die Talkrunde zuvor im Wechsel betont. Der Klotz am Bein der Debatte um den Diesel hemmt allerdings schon ein bisschen: „Wir billigen keinen Betrug“, sagt Torsten Treiber mit Blick auf die Schwachstelle bei den Autoherstellern nicht zum ersten Mal, um das Thema abzuräumen. Dem Verhalten einzelner folgt der Schaden für viele, lässt sich’s auf den Punkt bringen. Dabei machen die vielen allerdings klar, dass die, die auf Auto und Diesel einschlagen, medienwirksam, aber wenige sind: „Die derzeit laufenden Kampagnen gegen das Auto gleichen aus meiner Sicht Kreuzzügen. Und wie bei Kreuzzügen sind es kleine, aber in diesem Fall juristisch schwer bewaffnete Minderheiten, die versuchen, alles kurz und klein zu schlagen.
Die breite Mehrheit in der Region will Autos, braucht Autos und kauft Autos. Firmen können ohne sie nicht arbeiten und Menschen nicht ihre Mobilitätsbedürfnisse erfüllen“, sagt Torsten Treiber in seiner Rede. Die Geschichte hat dabei auch einen politischen Aspekt. Denn wenn zwei Millionen Menschen über 18 und 1,61 Millionen Pkw in der Region Stuttgart vorhanden sind, „spielt es keine Rolle, ob ein Zwanzigstel oder ein Zehntel der Bevölkerung autofrei leben kann. Entscheidend ist, alle haben das Wahlrecht. Und ich will das mal so formulieren: Es kann gewaltig in die Hose gehen, diesen Wählerinnen und Wählern die individuelle Mobilität zu beschneiden“, sagt Treiber. Katrin Schütz schlägt in ihrer Rede den Bogen von den Herstellern zu den Autohäusern und Kfz-Werkstätten. Sie hebt darauf ab, dass „eine stolze Geschichte keine Garantie für eine gute Zukunft ist“. Wenn das Auto jetzt zum zweiten Mal erfunden werde, sei das „emissionsfreie Auto“ das Ziel, die Technologie aber Sache der Ingenieure. So gesehen seien Verbrennerverbote mitten im Transformationsprozess „töricht“, Grenzwerte bei Feinstaub und NOx aber einzuhalten.
Das Land plane „eine Reihe von Maßnahmen“. In dem Moment stand Verkehrsminister Winfried Hermann, der ein paar hundert Kilometer entfernt beim Clean Air Forums der Europäischen Kommission in Paris seine Umweltpolitik, inklusive Wunsch nach Blauer Plakette lobte, im Geiste mit am Tisch. Katrin Schütz verwies zum Thema Fahrverbote darauf, dass das Wirtschaftsministerium eine Berufung gegen das Stuttgarter Verwaltungsgerichtsurteil, das Fahrverbote befürwortet, lieber gesehen hätte als die Sprungrevision, „aber in einer Koalition sind Kompromisse notwendig.“
Der Transformationsprozess hin zu neuen Autos, für den es, so Katrin Schütz, einen Transformationsbeirat und darin eine spezielle Arbeitsgruppe fürs Kfz-Gewerbe gibt, ist das eine. Die Frage, wie sich die Hersteller und Werkstätten im Wettbewerb behaupten, ist das andere: „Dass man auf der Pole-Position steht, heißt nicht, dass man das Rennen gewinnt“, verknüpfte Norbert Haug aktuellen Stand und mögliche politische Entwicklung. Sein Credo kurz zusammengefasst: „Wir müssen auf der Basis belastbarer Fakten handeln und nicht anhand unrealistischer Wunschszenarien.“ Dass „Technologie statt Ideologie“ zusammen mit den tatsächlichen Mobilitätsbedürfnissen in das Zentrum der Diskussion treten sollte, wie es sich Christian Reher wünschte, brachte Norbert Haug im Gespräch beim Get-Together so auf den Punkt: „Keiner will mit Vollgas durch die Stadt fahren, doch ist fließender Verkehr die erste und wirkungsvollste Maßnahme zur Luftverbesserung."